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Spritzgießen 4.0: KI in der Kunststoffverarbeitung bei Freudenberg

plus10 implementiert bei Freudenberg Home and Cleaning Solutions KI-Software in Spritzgießmaschinen und baut hochfrequente Datenerfassung sowie – verarbeitung auf.

Felix Georg Müller
Felix Georg Müller
9.3.21

Künstliche Intelligenz (KI), Machine Learning (ML), Big Data – diese Begriffe begleiten nun schon seit längerer Zeit die Industrie. Zahlreiche Unternehmen möchten diese Technologien einsetzen. Doch es mangelt an Anwendungsfällen, die einen realistischen Einsatz von künstlicher Intelligenz darstellen und einen konkreten Benefit in der Produktion beschreiben. Denn das Feld ist weit, in dem KI zum Einsatz kommen kann. plus10, ein Fraunhofer Spin-off, nutzt bei seinen Softwaretools KI-Technologien, um komplexe Produktionsmaschinen maximal produktiv zu betreiben. Die Optimierungssoftware kam in der Konsumgüterherstellung zum Einsatz: Bei Freudenberg Home and Cleaning Solutions wurde eine hochfrequente Datenerfassung und -Verarbeitung bei mehreren Spritzgießmaschinen implementiert.

Software generiert datenbasiert Optimierungsvorschläge

Für Betreiber von Spritzgießmaschinen ist es essenziell, schnellstmöglich perfekt aufeinander abgestimmte Parametereinstellungen zu identifizieren, um das Maximum an Gutteilen in der bestmöglichen Zykluszeit zu erreichen. Allerdings sind vollautomatisierte Produktionsanlagen meist sehr komplex und schwierig maximal produktiv zu betreiben.

Gerade für solche Produktionsanlagen entwickelt das KI-Start-up plus10 selbstlernende Softwaretools zur datenbasierten Analyse und Optimierung. Als Basis für das kontinuierlich wirkende System werden tausende Maschinenparameter jede Millisekunde erfasst und verarbeitet. Mittels Machine Learning wird das Maschinenverhalten vieler gleicher oder ähnlicher Maschinen detailliert erlernt. Daraus werden anschließend automatisiert Optimierungsvorschläge für jede einzelne Maschine abgeleitet. Dies basiert im Hintergrund auf einer maschinell gelernten rein virtuellen „idealen Maschine“, die sich über die Zeit hinweg ebenfalls selbst verbessert. So entwickelt sich jede Maschine evolutionär in die Richtung dieser idealisiert perfekten Maschine. Auf diese Weise können Unternehmen ihre Zykluszeit pro Maschine um 6 – 18 Prozent reduzieren und damit die Anlageneffektivität signifikant steigern.

KI in der Produktion von Eimern bei Freudenberg

Beim Kunststoffverarbeiter Freudenberg Home and Cleaning Solutions war das Ziel des Projekts die Konzeption und Umsetzung einer hochfrequenten Big-Data-Infrastruktur inklusive Data-Mapping für Spritzgießmaschinen. Um diese Zielsetzung zu erreichen, wurde eine Reihe von Maßnahmen realisiert. Als erster Schritt wurden zu jeder Maschinensteuerung mehrere Datenschnittstellen implementiert. Auf diese Weise können Daten von Sensoren zur Rohmaterialcharakterisierung angebunden und gemappt werden. Um auch Temperatur und Feuchtigkeit des Materials zu erfassen, wurden In-Mold-Sensoren integriert. Abweichungen dieser Parametereinstellungen können Qualitätseinbußen bei den Endprodukten hervorrufen. Eine Qualitätsstation wurde eingerichtet, um jedes Teil einer individuellen Prüfung zu unterziehen. Darüber hinaus entwickelten die Optimierungsspezialisten ein virtuelles Puffersystem, damit jedes produzierte Teil nach dem Spritzgießen verfolgt werden konnte: „Die Zusammenarbeit beinhaltete auch eine virtuelle Bauteilverfolgung zur kontinuierlichen und automatisierten Verknüpfung von allen Steuerungs- und nachfolgenden Qualitätsdaten.“, berichtet Uwe Dingert, Director Research & Development von Freudenberg Home and Cleaning Solutions.

Einsatz der Optimierungssoftware voller Erfolg

Als Ergebnis erhielt Freudenberg Home and Cleaning Solutions eine KI-fähige Big-Data-Infrastruktur, welche die Grundlage für weitere Optimierungsmaßnahmen darstellt. Ein einheitliches Datenmodell wurde erstellt, das alle Einzelmessungen mit dem entsprechenden produzierten Teil verknüpft. So können gemessene Qualitätsmerkmale bei aufeinanderfolgenden Prozessschritten der Spritzgießzyklen zugeordnet werden. Uwe Dingert von Freudenberg ist überzeugt von dem gemeinsamen KI-Projekt: „plus10 hat für unsere Spritzgießmaschinen eine hochfrequente Dateninfrastruktur aufgebaut. Ich war sehr begeistert von der Expertise und Verlässlichkeit.“

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(Bildrechte: Freudenberg Home and Cleaning Solutions)

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Christian Schmitt
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31.5.2022